Optimistische Bilder
Unser Ziel ist es, aus Ist-Zuständen neue, optimistische und zukunftsfähige Perspektiven abzuleiten. Bestandsgebäude betrachten wir als integrale Systeme aus Form, Struktur und Material, deren Freiheitsgrade nicht ursprünglich vorgesehen sind, aber rückwirkend identifiziert und generalisiert werden können. Neubauten müssen sich durch hohe Transformations- und Rückbaufähigkeit legitimieren. Architekturproduktion ist ein forschendes Vorhaben, in dem sich analytische, praktische und spekulative Methoden ergänzen.
Die Wohnung befindet sich in einer für die 70er Jahre typischen Großstruktur in Köln. Sie wurde ursprünglich für eine vierköpfige Familie ausgelegt, nach heutigen Maßstäben ist sie mit 82 m2 hierfür knapp bemessen. Ziel war es, die Wohnung an aktuelle räumliche Erwartungen anzupassen und dabei heutige Flächenstandards infrage zu stellen. Das Layout der Wohnung ist unverändert geblieben, alle Trennungen zwischen Wohnzimmer, Küche, Essbereich und Flur wurden entfernt und durch Schiebewände ersetzt. Im Tagesverlauf findet so eine ständige Neuverhandlung von Privatsphäre und Offenheit statt.
Die 60 m2-Wohnung befindet sich im 8. Geschoss eines Hochhauses aus den 70er Jahren. Ziel war es, ein möglichst offenes Wohnen mit fließenden Raumzusammenhängen zu realisieren. Über eine Analyse des Gebäudes haben wir ermittelt, in welchem Umfang die tragenden Betonschotten ausgedünnt werden können, ohne die Tragfähigkeit des Gebäudes zu schwächen. Die Größe des Wandausschnitts haben wir aus dieser Analyse abgeleitet.
Das Kölner Justizzentrum soll abgerissen und durch einen niedrigeren Gebäudekomplex ersetzt werden. Diese Planung steht im Widerspruch zu den Zielen der Stadt Köln, bis 2035 klimaneutral zu werden. Die selbst initiierte Studie zeigt eine Alternative auf, ohne die Wettbewerbsentscheidung dabei grundsätzlich in Frage zu stellen. Beides geht: Sowohl die Realisierung des Neubaus, als auch eine sinnvolle Transformation der Bestandsstruktur. Der Sockel des Bestands wird erhalten und verbindet sich mit der Hoftypologie des Wettbewerbsentwurfs. Das frei werdende Hochhaus kann 450 Wohnungen aufnehmen.
demoworkinggroup.eu
Matthias Hoffmann, Tim Panzer, Thorsten Pofahl
2019
Förderpreis für junge Künstlerinnen und Künstler des Landes Nordrein-Westfalen 2022
Demo Working Group and Elliot, E. (2022) `Shared authorship. The Case of the Hochschule für Musik und Tanz, Cologne`, Oase Journal for Architecture #113: Authorships