
Architektur ist Anpassung
Die Projekte des jungen Büros beschäftigen sich im erweiterten Sinne mit Gestaltung von Transformationen. Vorgefundenes wird mit baulichen Eingriffen verändert. In diversen Kontexten mit räumlichen Gegebenheiten, baulichem Bestand, gegebenen Strukturen und vordefinierten Parametern werden Aufgaben mit unterschiedlicher Massstäbe sowie Eingriffs- und Gestaltungstiefen bearbeitet. Bei ersten realisierten Projekten geht es um Um-, Weiter- und Anbauten. Sich verändernde Ansprüche von Nutzern und Rahmenbedingungen des Bauens erfordern Anpassungen. Die Formulierung der Entwurfs- und Arbeitshaltung des Büros ist ein offener Prozesse, der von der Auseinandersetzung mit den Eingriffen und Projekten von unterschiedlichen städtebaulichen, architektonischen und objekthaften Maßstäben geprägt wird.
Momentaufnahme November 2020
Architektur liegt eine über die räumliche Gestaltung hinausgehende schaffende und transformative Kraft inne. Sie ist ein produktiver Umgang mit Herausforderungen in spezifischen Kontexten und integriert hierbei verschiedene Disziplinen.
Mit einer aufmerksamen, beharrlichen und pragmatischen Beschäftigung von der Auswahl der Aufgaben über Beobachtungen und Ideen bis hin zu der Umsetzung der Projekte.
Die wichtigste architektonischen Aufgaben sind für mich zeitlos sind. Architektur schafft Räume, die über den symbolischen und Materialwert hinaus für unsere Gesellschaft einen Mehrwert generieren. Sie werden von ihren Nutzern belebt. Dies bedingt städtebaulichen und architektonischen Konzepte, die durch eine beständige Qualität der Gestaltung, Konstruktion und Materialisierung sowie die Möglichkeit der Adaption im Verlauf ihres Bestehens nachhaltig mit allen verwendeten Ressourcen umgehen.
Zufällige und spezifische Beobachtungen im Alltag, transdisziplinäre Herangehensweisen und eine umfassende Auseinandersetzung mit Gegebenheiten sind Inspiration für das Formulieren von Ideen und die Umsetzten dieser.
Bei der Totalsanierung des denkmalgeschützten Gründerzeithauses wurden die soliden Baustruktur und erhaltene Ausbauelemente saniert, rekonstruiert und mit neuen Fragmenten ergänzt. Entsprechend der neuen Wohnnutzung wird der Bestand mit raumdefinierenden Einbauten, Balkonen und einem Carport im Hof ergänzt. Die Materialisierung der neuen Ergänzungen und die Farbigkeit der Fassade und Innenräume orientiert sich an Wiederentdecktem und hebt die Qualitäten des Ensembles hervor.
Die Aufstockung eines Autohauses versucht die Balance zu halten zwischen der Transformation der Schaufassade, der Eigenständigkeit von Erweiterung zu Bestand und dem Zusammenhalt der unterschiedlichen Gebäudeteile. Der Neubau setzt sich volumetrisch ab und baut gleichzeitig den Bestand unaufgeregt mit der Fortführung der grossen Fensterflächen und der Aluminiumwellblechfassade weiter. Mit einem Außen verkleideten und Innen sichtbaren Stahlskelettbau wird der eingeschossige Mittelbau zwischen den verglasten Markenverkaufspavillons aus den 90er Jahren mit einem eigenen Ausdruck gestärkt.
Für das Theaterstück „Warten auf - ein Shoppingtheater“ wurde ein ehemaliger Werkstattraum zu einer temporären Bühnen umgebaut. Im raumfüllenden Shoppingcenter sitzen die Theaterzuschauer direkt an den Supermarktgängen und gegenüber von gefüllten Regalen. Mit wenigen typischen Elementen wie monotonen Regalen, grellen Neonlichtröhren und Angebotsschildern werden mit dem konstruierten Bühnenbild unmittelbare Assoziationen zu den Bildwelten von generischen Supermärkten hervorgerufen.
Franziska Singer Architektur, architektur@franziskasinger.eu, www.franziskasinger.eu
Franziska Singer
2017
Elevator Pitch, Architekturgalerie, München, 2019
Architektouren, Berta-Fendt-Haus, 2019
Wanderausstellung Allgäuer Baupreis, Dach Alte Post, 2018